"Je (r)oller", je doller" - ein Rollertest

Zur schnellen Reinigung der Schallplatten-Oberfläche ist m.E. die beste Lösung ein Roller mit einer silikonbeschichteten Walze. Warum das so ist, welche Vor- und Nachteile diese Roller haben, das erkläre ich in diesem Blog - bleibt dran!

 

Als ich vor einigen Tagen ein Bambus-Mikrofasertuch zur Schallplattenreinigung ausprobiert habe, da ist mir eine unschöne Sache aufgefallen: bei Wischen über die Schallplatten-Oberfläche, da hatte sich die Schallplatte jedes mal extrem stark elektrostatisch aufgeladen. Den gleichen Effekt habe ich übrigens auch mit anderen Mikrofasertüchern.

 

Erst durch einen mehrmaligen "Beschuss" mit meiner Antistatik-Pistole oder mit einer Nassreinigung, konnte ich die Aufladung neutralisieren. 

 

Zu diesem Problem muss es doch eine Lösung gebe! - dachte ich mir!  

 

Und dann ist mir eingefallen, ich hatte schon vor einiger Zeit einen Fusselroller gekauft. Die Rolle ist mit klebrigen Silikon beschichtet. Diese klebrige Oberfläche nimmt beim Rollen Fusseln und feine Schmutzpartikel auf. Laut Werbung kann die verschmutze Rolle einfach unter fliesenden Wasser abgewaschen werden und ist nach der Trocknung wieder erneut einsetzbar. 

 

Der Test

Was mich natürlich dann interessierte war:

1. kann man den Fusselroller auch zur Plattenreinigung verwenden und

2. wie sieht es dabei mit der elektrostatischen Aufladung aus?

 

Die drei Testkandidaten

Bei meiner Suche nach verschieden Modellen, ist mir aufgefallen, das es sehr ähnliche Roller gibt, die speziell für eine Schallplatten-Reinigung angeboten werden. Leider werden diese Roller (z.B. von den Firmen Nagaoka oder Tonar) zu sehr hohen Preisen angeboten. Z.B. kostet der o.g. Fusselroller (das ist der blaue Roller in der Mitte auf dem obigen Foto) im Zweier-Set lediglich ein drittel des Preises, als die Schallplattenroller von Nagaoka und Tonar! Dann habe ich ein relativ günstiges Modell bei HHV (ein Schallplattenhaus in Hamburg) entdeckt und auch gekauft (schwarzes Modell auf dem obigen Foto). Zu guter Letzt, hat mich interessiert, ob auch ganz billige Fusselroller-Modelle mit waschbaren Silikon ggf. auch zur Schallplatten-Reinigung geeignet sind. Daher habe ich Billig-Modell als dritten Testkandidat in meine kleine Testreihe mit aufgenommen.

 

Hier die drei Modelle aus meiner Testreihe (s.u.):

  • links: Fusselroller 2er-Set, ca. 8€, hat eine ca. 10 cm breite und relativ große Rolle (⌀ ca. 5 cm)
  • Mitte: Fusselroller 2er-Set, ca.12€, hat eine 5 cm schmale und relativ dünne Rolle (⌀ ca. 2 cm)
  • rechts: Plattenroller, ca. 13€, hat eine 10 cm breite und relativ dünne Rolle (⌀ ca. 2 cm 

(Preisangaben ohne Versandgebühr, ohne Gewähr)

 

Anwendung

Vorab: Generell sind solche ein Roller zur Reinigung der Schallplatten-Oberfläche sehr gut geeignet (Details s.u.). Die Schmutzpartikel werden rückstandfrei von Schallplatte entfernt, vergleichbar, als wenn man mit einem starker Sauger arbeiten würde.

 

Mit dem Roller muss man linear (gradlinig) hin und her rollen. Ein bogenförmiges, radiales Reinigen ist nicht möglich., d.h. 

entweder ändert man die Position des Rollers oder man dreht vor dem nächsten Reinigungsschritt die Schallplatte ein Stück weiter. Mit dem Roller kann auch über das Label walzen, aber man sollte es aber nicht unbedingt erzwingen (sicher ist sicher). Also, wenn man mal ein bisschen das Label berührt, dann passiert nichts. Die Labels meiner Testschallplatten haben keinen Schaden abbekommen.    

 

Wenn die Rolle nur noch wenig Schmutz aufnimmt und die Klebkraft deutlich nachlässt (das erkennt man auch optisch an der Verschmutzung der Walze), dann wird die Walze einfach unter fließenden Wasser gereinigt. Man sollte dabei leicht mit einem Finger etwas mitarbeiten. Wenn die Walze dann wieder abgetrocknet ist (nicht mit eine Lappen trockenreiben, sondern nur an der Luft trocknen lassen), dann erreicht die Walze, respektive die Beschichtung, wieder ihre haftende (klebrige) Wirkung - das ist wirklich  erstaunlich! Wie lange das aber funktioniert, dass kann ich im Moment noch nicht sagen, da ich die Roller ist kurze Zeit benutze. Den Roller lasse ich, nach der Reinigung,  einfach in der offenen Rollerbox abtrocknen, Eine passende Box ist im bei jedem Modell im Lieferumfang enthalten. 

 

Tipp für eine Rillenreinigung:

Vorher mit Bürste oder Pad den Staub an einer Stelle auf der Platte anhäufen und dann mit der Rolle aufnehmen. Dies kann aber eine tiefwirkende Nassreinigung (insbesondere mit einer Plattenwaschmaschine) nicht ersetzen.  

 

Die Testergebnisse

Allgemein

 

Vorteile:

Die Roller nehmen nahezu den gesamten Oberflächenstaub auf. Deutlich besser als mit einem Mikrofasertuch und Bürste!

Zwei bis dreimal hin und her gerollt und die Oberfläche ist nahezu staubfrei! Auf den Bildern in der Fotostrecke (s.u.) sieht man ganz deutlich, wo die Rolle über die Platte gerollt ist und wo nicht. 

 

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Schmutzpartikel an der Walze anhaften und nicht, wie bei einer Bürste, größtenteils von der  der Platte in die Umgebung gebürstet wird. Daher kann man die Roller bedenkenlos am Plattenspieler benutzten. 

 

Mit der Walze können mehrere Platten, je nach Verschmutzungsgrad, gereinigt werden, bis dann ein Abwaschen der Walze nötig wird. Bei gut gereinigten Schallplatten, z.B. zuvor mit einer Waschmaschine, wo lediglich ganz wenig neuer Staub aus der Umgebung angezogen wurde, da können locker 20 Platten, ggf. sogar noch mehr Platten, gereinigt werden,

bis ein Abwaschen der Rolle notwendig ist. 

 

Alle drei Testkandidaten haben die Schallplatte nur ganz minimal elektrostatische aufgeladen, d.h. eine Aufladung entsteht, diese ist aber deutlich kleiner als diejenige, die von Mikrofasertücher erzeugt wird. Ich schätze (nicht gemessen) nur ca. 10% von der Aufladung mit einem Tuch.

 

Nachteile:

Ich habe festgestellt, dass man mit den Rollern generell nur in gerader Richtung vor und zurück arbeiten kann. Also eine bogenförmiges Arbeiten ist (entlang der Rillen), ist bedingt durch die Beschichtung nicht möglich. Macht man es trotzdem, kann dies zu feinen, hellen Spuren ("Bremsspuren") führen. Auch das Walzen geht dann deutlich schwerer.

 

Diese Roller sind nicht für die Reinigung der Rille geeignet! Die Rollen walzen nur über die Oberfläche. Was aber funktioniert: wenn man vorher mit einem Pad oder Bürste den Staub an einer Position zusammenbürstet und dann mit dem Roller die Schmutzpartikel aufnimmt.

 

Ergebnisse der einzelnen Roller:

Zur linken, weißen Rolle: diese Modell empfehle ich nicht zur Plattenreinigung! Der Grund ist, dass die Silikonbeschichtung partiell helle Flecken hinterlässt, diese lassen sich zwar einfach mit einem Tuch entfernen, das ist allerdings kontraproduktiv! Das Wischen mit einem Tuch sollte ja durch den Roller ersetzt werden. Möglicherweise könnte bei mehrmaliger Verwendung die Fleckenbildung ausbleiben, wenn die Beschichtung etwas abgenutzt ist. Rein optisch ist die Beschichtung etwas ungleichmäßig aufgebracht. Subjektiv, würde ich behaupten, dass die Wirkungsdauer der Silikonbeschichtung geringer sein wird, als bei den anderen beiden Testkandidaten.

 

Dieser Roller ist im Vergleich zu den beiden anderen beiden Roller von der Materialstärke etwas dünner und daher etwas "wabbelig". Da sind die beiden anderen Roller wesentlich stabiler gefertigt.

 

Zum mittleren, blauen Roller

Dieser Roller ist eigentlich der Preis/-Leistungssieger! Beworben wird das Model mit Namen"Easy Cleaning Roller" eigentlich als Display-Cleaner, z.B. für Monitor-, Smartphone- oder Tablet-Displays. Ob der Roller tatsächlich für 10.000 Reinigungsanwendungen ausgelegt ist, da habe ich aber so meine Zweifel. Wenn's "nur" 7000 Anwendungen wären, dann wäre das für mich auch O.K.!

 

Lediglich, dass dieser Roller schmaler ist (nur 5 cm breit), als die beiden anderen Roller, so überdeckt er leider nicht die gesamte Rillenbreite. Deshalb muss man etwas mehr rollen. Der Roller muss demzufolge auch öfters gereinigt werden, weil die Walzenoberfläche kleiner ist. Alles in Allem ist das aber eigentlich nicht so dramatisch wie es zunächst klingt.

 

Das Handling, als auch die Wirksamkeit der Beschichtung, ist sehr gut! Absolut gleichwertig zu dem Schallplatten-Roller von HHV. Dieser blaue Roller wird sogar gelegentlich auch als Schallplatten-Roller angeboten. Ein echt guter DIY-Hack!

 

Zum rechten, schwarzen Roller 

Der HHV-Roller ist mein Testsieger, weil er eine angepasste Breite zur Rillenfläche hat (10 cm breit). Man hat sehr schnell eine Plattenseite "abgewalzt", z.B. schnell mal vor dem Abspielen der Schallplatte. 

 

Das Handling ist sehr gut! Die Stabilität und auch die Silikon-Beschichtung machen einen guten, hochwertigen Eindruck. 

Wem der etwas höhere Preis nichts ausmacht, demjenigen empfehle ich auf jeden Fall dieses Modell. Es ist aber immer noch deutlich billiger, als die Plattenroller von den Firmen Nagaoka und Tonar.    

 

Wie stark die Haftung der frisch gereinigten Silikonwalze ist, zeigt das vierte Foto in der Fotostrecke (s.u.). Die Klebewirkung ist so stark, dass man damit eine Schallplatte anheben kann. 

 

Mein Fazit

Der Roller ist inzwischen mein Standard-Tool, um Oberflächenstaub von der Schallplatte zu entfernen. Mit dem Roller braucht man keinen Plattensauger, kein Mikrofasertuch und auch meine Kombi-Bürste (Samtpad plus Carbonfaser) habe ich mittlerweile in einer Schublade eingemottet. Lediglich die Antistatik-Pistole kommt noch dem Roller kurz zum Einsatz. 

 

Bei meiner Nassreinigung ist der Roller nutzlos. Dafür ist er auch nicht konzipiert. Da verwende ich zur Vorreinigung meiner neuen Zugänge, bevor sie in die Waschmaschine kommen, weiterhin meine Bürsten und zum Abreiben ein Mikrofasertuch.  

 

Fotostrecke zum Rollertest (zum vergrößern bitte anklicken):


(Ende)

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Herbert (Dienstag, 16 Juli 2024 22:09)

    Servus Alfred,

    angeregt durch deinen interessanten Artikel zu den Plattenrollern habe ich mal ein wenig rumgegoogelt. :)
    Es gibt beispielsweise auch noch den "DeDuster Vinyl Silikon Roller" von analogis.
    Er ist allerdings teurer als die anderen von dir vorgestellten Plattenroller.
    Kennst du den und wie schätzt du ihn ein?

    Wir hatten damals Kontakt wegen der HumminGuru. Ich habe sie mir übrigens vor über einem halben Jahr gekauft und bin sehr zufrieden damit.

    Viele Grüße
    Herbert

  • #2

    Alfred (good-vinyl.de) (Mittwoch, 17 Juli 2024 12:12)

    Hallo Herbert!

    Den Roller von "analogis" kenne ich nur aus den Anzeigen im Internet . Es gibt den gleichen Roller auch noch von der Firma "Tonar". Dort heißt er "Tacky Cleaner".

    Ich habe mich aus zwei Gründen nicht für dieses Model entschieden:
    1. Die Handhabung/Ergonomie (ich vermute das der HHV-Roller, leichter zu handhaben ist)
    2. Der höhere Preis

    Den einzigen Vorteil des "DeDuster Vinyl Silikon Roller" sehe ich in der größeren Rolle, d.h. er kann etwas länger benutzt werden, bevor er wieder abgewaschen werden muss, weil die Rolle eine größere Walzfläche hat und dadurch mehr Schmutzpartikel aufnehmen kann.

    www.good-vinyl.de/pflege/zubehör/pflegezubehör/#Roller

    Gruß
    Alfred